Fachgerechte Heckenpflege – angehende Forstwirte unterstützen VöF

30. Oktober 2025: Im Winterhalbjahr ist beim Landschaftspflegeverband Kelheim VöF e. V. Hochkonjunktur bei der Heckenpflege. Auszubildende in der überbetrieblichen Ausbildung an der Bayerischen Waldbauernschule unterstützen.
Pressebild

Bild: Martin Faltermeier (links), Ausbildungsgruppe der Waldbauernschule und Klaus Amann, Michael Rohwer und Michael Raßhofer (rechts) Foto: Georg Pflüger

Da aufgrund von gesetzlichen Bestimmungen Gehölzpflegemaßnahmen in der freien Landschaft nur außerhalb der Vogelbrutzeit vom 01.10. bis 28.02. eines Jahres durchgeführt werden dürfen, herrscht seit Anfang Oktober beim VöF diesbezüglich Hochkonjunktur. Umso erfreulicher ist es, dass angehende Forstwirtinnen und Forstwirte der Bayerischen Waldbauernschule derzeit im Gemeindegebiet Painten bei der fachgerechten Heckenpflege unterstützen.

„Uns freut es natürlich sehr, dass sich die jungen Forstfachkräfte in Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband VöF im Rahmen ihrer überbetrieblichen Ausbildung um eine fachgerechte Pflege unserer Hecken kümmern. Die Vielzahl an Hecken und Feldgehölzen prägt unser Ortsbild. Vor allem mit der Herbstfärbung verschönern sie jeden Herbstspaziergang. Sie sind ein wichtiger Bestandteil in unserer heimischen Natur, für den wir als Gemeinde auch Verantwortung tragen“, so Bürgermeister Michael Raßhofer.

 Hecken sind artenreiche Kulturlandschaftselemente, also von Menschenhand geschaffene Lebensräume inmitten der Landschaft. Ohne menschliche Eingriffe, sprich Gehölzpflege, würden diese Biotope im Laufe der Zeit nach und nach vergreisen und sich letztendlich in einen reinen Baumbestand verwandeln. Dadurch würden viele typische Heckengehölze wie Weißdorn oder Heckenkirsche und auch viele Kräuter der wärmeliebenden Saumgesellschaft wie Wachsblume oder wilder Thymian, die auf eine periodische Nutzung angewiesen sind, in ihrem Bestand weiter gefährdet. Auch viele Tierarten sind auf diese Lebensräume angewiesen. Als Beispiel seien nur die zahlreichen seltenen Schmetterlingsarten wie Zitronen- oder Perlmuttfalter genannt, oder die für die Obstbestäubung besonders wichtigen Wildbienen, die auch bei kaltem Wetter zur Obstblüte ihre unverzichtbare Bestäubungsarbeit leisten. Nicht zuletzt brauchen auch viele Vogelarten Heckenstrukturen, wie der Neuntöter oder die Dorngrasmücke.

Aber Hecken und Feldgehölze werden nicht nur für den Arten- und Biotopschutz, sondern auch für den Erosionsschutz und die Bodenfeuchtigkeit oft unterschätzt. Auch sind sie wertvolle Kohlenstoffspeicher und wirken in den heißen Sommermonaten kühlend. Neuere wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass auf Grund steigender Temperaturen im Zuge des Klimawandels, Hecken als wichtiger puffernder Regulator an Bedeutung gewinnen werden.

„Ein regelmäßiger Stockhieb mit den darauffolgenden frischen Austrieben verjüngt die Hecke und bietet dadurch mehr Nahrungsangebot für Insekten. Dieser sollte allerdings nur im mehrjährigen Turnus und abschnittsweise erfolgen, um nicht den gesamten Lebensraum auf einmal zu verändern und um eine Altersklassenvielfalt zu erhalten. Auch das Durchwachsen und Überhandnehmen von raschwüchsigen Pioniergehölzen wie Weiden oder Pappeln sowie von standortfremden Gehölzen wie Robinien ist kritisch zu betrachten. Es führt zur Beeinträchtigung der artenreichen Strauch- und Krautschicht und behindert zudem langsam wachsende, dafür aber langlebige Gehölze wie Eichen oder Linden. Insbesondere aber auch die in den Hecken oftmals eigens gepflanzten Obstbäume haben wichtige Funktionen“, so Michael Rohwer, zuständige Fachkraft beim Landschaftspflegeverband Kelheim VöF.

Viele Pflegemaßnahmen, insbesondere die Entnahme von größeren Gehölzen, stoßen gelegentlich bei Spaziergängern und Wanderern auf Unverständnis. Hier bittet der VöF zu berücksichtigen, dass den Pflegemaßnahmen immer ein spezielles fachliches Ziel hinterlegt ist und die Maßnahmen im Vorfeld eng mit den Fachbehörden abgestimmt worden sind.

In den letzten Jahren wurden mehrere hundert Pflegekonzepte erstellt, von den Fachbehörden genehmigt und auch umgesetzt. Der VöF ist für die Erstellung dieser Heckenpflegekonzepte von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft zertifiziert.

 „Für uns ist es wichtig, dass wir die Arbeiten mit qualifizierten Landwirtinnen und Landwirten durchführen können. Sachgerechte Heckenpflege ist keine einfache Arbeit, sowohl körperlich als auch fachlich. Umso erfreulicher ist es, dass sich auch die Ausbildungsklassen der Bayerischen Waldbauernschule mit ihrem Arbeitslehrer Martin Faltermeier diesem Thema in Theorie und Praxis annehmen. Artenkenntnis, Kleinklima, Rechtliches, Verkehrssicherung, Hiebtechniken – die Themenfelder rund um die Hecke sind vielfältig“, so Klaus Amann, Geschäftsführer beim Landschaftspflegeverband Kelheim VöF.

Am Rande: Das anfallende Schnittgut wird mit Häckslern zu Holzhackschnitzel weiterverarbeitet und anschließend in dezentralen Hackschnitzelheizungen verwertet. Für kleinere Heizungsanlagen weniger geeignetes Material wird in zentralen Blockheizkraftwerken angeliefert und dient dort der Wärme- und Stromgewinnung. Insgesamt werden durch die vom VöF im Landkreis durchgeführten Gehölzpflegemaßnahmen (Hecken- und Feldgehölzpflege, Biotopfreistellungen, Waldumbau) jährlich weit über 2.000 m³ Hackschnitzel gewonnen, welche einem Wärmeäquivalent von annähernd 200 000 l Heizöl entsprechen. Die Gehölzpflege dient somit zwar vorrangig dem Arten- Biotop- und Erosionsschutz und dem Erhalt touristisch attraktiver Landschaften, nebenbei wird aber auch dem Gedanken der nachhaltigen Energiegewinnung innerhalb der Region Rechnung getragen.